Meine Großmutter ist im Jahre 1942 geboren. Sie und ihre Familie flohen wie viele andere vor dem Krieg. Das Essen war immer knapp. Also bediente man sich einfach der Natur. Damals wie auch heute steckt die Natur voller frei verfügbarer und wunderbarer Nahrungsmittel, ja sogar Heilmittel. Denn Nahrung beeinflusst maßgeblich unsere Gesundheit. Und vor allem früher wusste man um all die Naturschätze und ihre Wirkungen. Wie zum Beispiel die leberreinigenden Eigenschaften des Löwenzahnsalats oder den hohen Mineralstoffgehalt der Brennnesselsuppe.

Brennnesselsuppe dekoriert mit Taubnessel Kürbiskernöl und Kürbiskernen

In den letzten 30 Jahren scheint dieses Wissen unter weiten Teilen der Bevölkerung weitestgehend verloren gegangen. Unsinnigerweise greift man heute lieber zu teuren und vielversprechenden kommerziellen Präparaten. Auch ich, als Opfer der Konsumgesellschaft, musste die Natur und ihre Kostbarkeiten erst wieder neu entdecken und schätzen lernen. Dabei hat mir meine Oma schon als Kind so viel über die Natur beigebracht: Wir aßen zusammen Gänseblümchen und knabberten die Herzchen des Hirtentäschels. Auch kleine Wunden versorgte meine Oma mit dem Pflanzensaft des Spitzwegerichs.

Vor allem durch meine beiden Hunde und die damit verbundenen Ausflüge in die Natur, wurde meine Liebe zur und mein Interesse an der Natur wieder neu entfacht. Und auch für unsere treuen Begleiter hält die Natur in gleichem Maße tolle Kräuter bereit. Die Zeiten, in denen ich teure Kräuterpulver im Fachhandel gekauft habe, sind damit vorbei. Vielleicht widme ich dem Thema „Hundeernährung“ demnächst einen gesonderten Beitrag.

Gekochte Linsen mit Sellerie für meine Hunde. Kräuter mit ätherischen Ölen, wie zum Beipiel Thymian, haben eine natürlich antiparasitäre Wirkung.

Bevor ich euch gleich die gängigsten Kräuter und deren Verwendung vorstelle, noch kurz drei Überlegungen, die mir in den Sinn kamen. Erstens stelle ich fest, dass ich mich teilweise schlecht fühle, wenn ich die Pflanzen abschneide. Entziehe ich den Bienen womöglich ihre Nahrung, wenn eine Dolde Holunderblüten abschneide oder wächst Löwenzahn nach, wenn ich ihn aussteche? Das Problem ist im Prinzip überhaupt nicht die Frage an sich, sondern es schockiert mich, dass in uns in aller Regel niemals diese Gefühle aufkommen, wenn wir zum Beispiel Fleisch verzehren. Und dass, obwohl es sich um ein Lebewesen aus Fleisch und Blut handelt. Haben wir womöglich den Bezug zu unserer Nahrung verloren? Zweitens unterschätzt man oft die positive Wirkung der natürlichen Heilmittel, wohingegen man die negativen Wirkungen von Heilpflanzen durchaus ernst nimmt, denken wir zum Beispiel an sogenannte Giftpflanzen. Wobei die Dosis bekanntlich das Gift macht. Und ein dritter Punkt ist, dass sich Leute ständig um Pestizide sorgen, wenn es um solche selbstgesammelten Pflanzen geht. Bei kommerziellen Produkten wiederum, vertrauen sie blind darauf, dass diese unbelastet sind. Ebenso beim Verzehr tierischer Lebensmittel. Diese stecken in den meisten Fällen voller Leid, Keime und Medikamente. Die Tiere werden mit ebenso billigem und chemisch behandeltem Futter ernährt. Aber diese Problematik wird kaum hinterfragt oder halt schlichtweg verdrängt.

Übrigens gibt es die Phytotherapie, die Pflanzenheilkunde, vermutlich schon so lange wie es Menschen gibt. Und sogar Tiere bedienen sich seit eh und je der positiven Eigenschaften von Pflanzen. So kleiden zum Beispiel Vögel ihre Nester mit antibakteriell wirkenden Kräutern aus, um die Jungtiere vor schädlichen Erregern zu schützen. Hunde und Katzen grasen, um ihren Darm zu reinigen. Oder auch Hirsche wälzen sich in bestimmten Pflanzen oder reiben sich an bestimmten Bäumen, um ihre Wunden zu heilen. Die Pflanzenheilkunde bildet außerdem die Basis aller medizinischen Lehren.[1]

Drei „Wildkräuterklassiker“ möchte ich euch kurz vorstellen:

1. Brennnessel
Die Brennnessel gilt als Mineralstofflieferant und ist von April bis Oktober verfügbar. Die Wirkung der Brennnessel ist blutreinigend und entgiftend. Sie enthält viel Eisen, Flavonoide, Kalium, Magnesium und Folsäure. Flavonoide sind ein sekundärer Pflanzenstoff, der als Schutzschild für freie Radikale gilt. Flavonoide haben außerdem die Eigenschaft, Metalle binden zu können, weswegen sie zur Ausleitung von Schwermetallen geeignet sind.[2] Man kann die Brennnessel wie Spinat verwenden. Ich persönlich vermeide ein Erhitzen der Brennnessel, um die vielen guten Eigenschaften zu bewahren und verwende sie meistens als Smoothie – auch für meine Hunde.

2. Löwenzahn
Vor allem die Bitterstoffe des Löwenzahns haben eine positive Wirkung auf Leber und Galle. Die Blätter des Löwenzahns enthalten viel Vitamin C und Provitamin A.[3] Es lässt sich jeder Teil der Pflanze verwenden. Die Blüten benutze ich gerne als Dekoration in Salaten oder getrocknet für Tee. Aber auch die Blätter können als Salat oder Tee verwendet werden. Die Wurzel des Löwenzahns kann man mit einer Wurzelbürste reinigen, im Ofen rösten, anschließend in einer Kaffeemühle mahlen und wie Kaffee zubereiten. Dieser sogenannte „Arme-Leute-Kaffee“ ist entgegen seiner Bezeichnung reich an positiven Eigenschaften.

3. Spitzwegerich
Auch der Spitzwegerich ist von Wurzel bis Knospe vielseitig verwendbar. Seine Eigenschaften sind unter anderem antibakteriell, antiseptisch, blutstillend, wundheilend und auswurffördernd. Bei Husten kann man auf einen Spitzwegerichsirup oder einen Tee zurückgreifen. Alle Pflanzenteile sind auch in der Küche uneingeschränkt einsetzbar. Bei Insektenstichen oder kleinen Wunden kann man ein Blatt über die betroffene Hautstelle reiben bis der Saft austritt. Ich habe mir erst vor ein paar Tagen eine Salbe aus Spitzwegerich hergestellt. Dazu habe ich kleingeschnittene Blätter in etwas Olivenöl für 1 Stunde ausköcheln lassen, anschließend abgeseiht und mit Kakaobutter verfestigt. Die Salbe ist vielseitig verwendbar zum Beispiel für Schürfwunden, Insektenstiche, Hautreizungen oder Flechten.

Grundsätzlich eigenen sich alle Wildkräuter hervorragend für eine Frühjahrskur. Alle Blätter enthalten wichtiges Chlorophyll, Ballaststoffe in Form von Pflanzenfasern und zahlreiche Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Teure Nahrungsergänzungsmittel werden in aller Regel überflüssig. Geht raus in die Natur, nehmt die Pflanzen um euch herum bewusst wahr und nutzt ihre heilenden Wirkungen für euch.


[1] Dr. Med. Vet. Alexandra Nadig „Heilpflanzen für Hunde“

[2] www.kraeuterhaus.de

[3] www.kostbarenatur.de

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