„Unser Körper ist ein Garten, kein Friedhof.“ Dieser Satz hat mich vor einiger Zeit ins Grübeln gebracht und mich meine Gewohnheiten überdenken lassen. Wenn man es ganz genau nimmt, geht dieser Satz sogar noch weiter als Veganismus bzw. pflanzenbasierte Ernährung. Denn man kann sich auch „schlecht“ vegan ernähren. In den meisten Fällen ist allerdings selbst eine „schlechte“ vegane Ernährung besser als die übliche Mischkost.

Mein Speiseplan sah noch vor wenigen Jahren wie folgt aus: Eiweißshakes und gekochte Eier zum Frühstück, Fleisch mit Kohlenhydraten und Gemüse zum Mittag, Joghurt als Snack und zum Abendessen wieder Fleisch mit totgekochtem Gemüse oder Handkäs‘ mit Musik. Und zwischendurch immer wieder außerplanmäßige Cheatmeals, aus denen dann Cheatdays wurden, wo man sich mit allen möglichen Süßigkeiten und Trashfood vollstopft, was am Ende des Tages aber dann irgendwie doch nicht die erwartete Befriedigung brachte, die man sich eigentlich erhofft hatte.

Heute schlage ich die Hände über dem Kopf zusammen, wenn ich mir überlege, wie viel tierisches Eiweiß ich auf Kosten von Tieren und unserer Umwelt konsumiert habe. Wer nicht weiß in welchem folgenschweren Zusammenhang unser Konsum an tierischen Lebensmitteln mit dem Erhalt unseres Planeten steht, dem empfehle ich den Dokumentarfilm „Cowspiracy“, um nur mal eine kleine Idee von dem Ausmaß unseres fatalen Konsums tierischer Lebensmittel zu bekommen.

Mein Bauch war der reinste Friedhof: verwestes Tierfleisch (Ja, der Verwesungsprozess stoppt nicht, nur weil man „Steak“ drauf gedruckt hat. Die Verwesung geht in unserem Darm sogar noch weiter.), totpasteurisierte Milchprodukte (bei einem Produkt, wo gesetzlich ein maximaler Keimgehalt festgelegt ist – vgl. Milchgüteverordnung, gar nicht so verkehrt), totverarbeitete Lebensmittel in jedweder Form. Wie soll man sich dabei vital, gesund und lebendig fühlen? Auch wenn ich das damals felsenfest von mir behauptet hätte.

Dann begann mein persönlicher Wandel. Erst vegetarisch, dann vegan trashig, später vegan selbstgekocht, zwischendurch vegan rohköstlich und inzwischen völlig undogmatisch eine Mischung aus allen „vegan-Abstufungen“. Die vegan rohköstliche Variante halte ich dabei mit Abstand für die gesündeste, vitalste und nachhaltigste Form. Allein schon beim Einkaufen super praktisch: man muss nur durch das Obst- und Gemüseabteil flitzen, keine Kühlketten beachten, bestenfalls hat man nicht mal eine Plastikverpackung. Es macht mich sogar glücklich in meinen Einkaufswagen voll mit Obst, Gemüse und Kräutern zu schauen. Zuhause bedarf es anschließend im Prinzip auch keiner besonderen Kühlung. Die Früchte halten sich in aller Regel auch so. Hier eine kleine Bemerkung am Rande: während der ganzen Zeit meiner pflanzlichen Ernährung, habe ich mir kein einziges Mal den Magen verdorben. Ich erkläre es mir so, dass Keime einen besseren Nährboden auf tierischen Lebensmitteln finden. Außerdem ist pflanzliche Nahrung sehr viel schneller verdaut als tierische. Mögliche Keime oder Bakterien verlassen unseren Körper also viel schneller.

Apropos Bakterien: es gibt übrigens nicht nur schlechte Bakterien. In unserem Darm finden wir unzählige Bakterienstämme, das sog. Darmmikrobiom, das nicht nur für unsere Darmgesundheit verantwortlich ist, sondern sogar Einfluss auf unsere gesamte Gesundheit nimmt. Diese nützlichen Bakterien kann man zum Beispiel durch fermentiertes Gemüse aufnehmen. Bekannt ist vor allem Sauerkraut oder Kimchi. Dabei kommt es aber auf den rohen Zustand an, d.h. dass das fermentierte Gemüse nicht pasteurisiert wurde. Im Laden ist roh fermentiertes Gemüse aufgrund von Lebensmittelvorschriften kaum noch erhältlich. Darum lohnt es sich einmal unsere Großeltern zu fragen, wie sie damals ihr Gemüse für die Wintermonate haltbar gemacht haben. Grundsätzlich benötigt man nur ein geeignetes Gefäß, Gemüse, Wasser, Salz und etwas Geduld bis die kleinen Bakterien ihre Arbeit aufnehmen. Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Ich habe auch schon die Flüssigkeit von fermentierten Zwiebeln weiter verwendet um Tofu darin zu marinieren. Das Ergebnis ist eine Art pflanzlicher Feta. Wirklich köstlich. Auch generell habe ich festgestellt, dass man wirklich alles, was man an omnivorer Ernährung geschmacklich vermissen könnte, pflanzlich ganz wunderbar und meistens auch einfach herstellen kann, sodass ich mich frage, warum überhaupt noch Tiere für unsere Gelüste sterben müssen.

Ähnlichen Effekt auf unsere Darmgesundheit haben auch die wiederentdeckten Getränke Kombucha, Wasserkefir und das selbstgebraute Gingerbeer. Bei allen drei Getränken wird eine zuckerhaltige Ansatzflüssigkeit mit Bakterien geimpft. Die Bakterien verstoffwechseln den Zucker, sodass nach einigen Tagen kaum noch Zucker dafür aber viele gute probiotische Bakterien in den Getränken enthalten sind.

Ein weiteres „lebendiges Lebensmittel“ sind Sprossen und Keimlinge. Dazu werden unterschiedliche Samen oder Hülsenfrüchte eingeweicht und anschließend durch Spülvorgänge feucht gehalten bis diese keimen. Man kann den Prozess auch fortsetzen bis aus den Keimlingen schließlich Sprossen entstehen. „Beim Keimvorgang werden komplexe Kohlenhydrate in leicht verdauliche Doppelzucker und Einfachzucker umgewandelt. Zudem werden mit Hilfe von Enzymen unverdauliche Speicherproteine abgebaut. Auch das Nährstoffprofil verändert sich positiv, und zwar zu Gunsten von freien Aminosäuren. Im Verlauf der Keimung ist ein beträchtlicher Anstieg bei Vitaminen des B-Komplexes sowie bei den Vitaminen C, E und K zu beobachten. Ein weiterer Vorteil des Keimens ist, dass während des Keimvorgangs der Gehalt an Phytinsäure sinkt. Durch die Phytinsäure wird in Getreidekörnern oder Hülsenfrüchten die Aufnahme von einigen lebenswichtigen Mineralstoffen vermindert. Durch das Keimen werden diese für unseren Körper verfügbar.“[1] Sprossen und Keimlinge haben auf unseren Darm eine präbiotische Wirkung. Anders als Probiotika, wo es sich um lebende Mikroorganismen handelt, handelt es sich bei Präbiotika um unverdauliche Ballaststoffe, die den Darmbakterien als Nahrungsquelle dienen. Sie begünstigen sozusagen die weitere Besiedlung von Darmbakterien bzw. das Wachstum einer eigenen Darmflora. Beides zu kombinieren ist das einzig Sinnvolle. Man nennt es „Synbiotika“. Ich hoffe euch mit meinem Beitrag ein paar Inspirationen für eine vitalere Ernährung gegeben zu haben. Vielleicht konnte ich damit auch etwas mehr Bewusstsein schaffen, für das, was wir unserem Körper zuführen. Man erntet, was man sät. Im besten Falle eine stabile Gesundheit. In diesem Sinne: Werdet zum Gärtner eures eigenen Gartens.


[1] https://keimster.de/sprossen-selber-ziehen/ fffff00000000

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